Tierlexikon

Die Physiologie unserer Vierbeiner ist sehr vielfältig

  • Welche Rassen, Nutzungs- und Haltungsmöglichkeiten gibt es bei Rindern?
  • Welche Rassen, Nutzungs- und Haltungsmöglichkeiten gibt es bei Schafen und Ziegen?
  • Wie lang ist die Tragzeit bei Ziegen?

Bei der Frage nach dem „was ist normal“ sollen Ihnen folgende Informationen nützliche Auskunft zu Ihrem Haustier geben.

Rinder

Je nach Rasse und Größe 28 – 35 Jahre

Geschlechtsreife8–14 Monate
Zuchtreife15 (18) –20 Monate
Dauer des SexualzyklusGanzjährig wiederkehrende Brunsten
Dauer / Wiederkehr der Brunst1–2 Tage / 18–24 Tage
Anzahl der Nachkommen1 (2–3)

Normale Körpertemperatur38,0° – 39,5° C
Herzfrequenz60–80/min
Kalb: 90–120/min
Atemfrequenz in der Ruhe20–40/min
Kalb: 40–60/min

Es gibt weltweit zirka 450 Rinderrassen, davon werden in Deutschland ungefähr 20 zur Milch- und Fleischproduktion genutzt. In anderen Ländern spielt die dritte Hauptnutzungsrichtung, der Arbeitseinsatz, eine weitere Rolle.

 

In der intensiven Milchproduktion in Deutschland dominieren drei Rassen: Im ganzen Land Holstein-Friesian (Farbrichtungen Schwarzbunt und Rotbunt) sowie vor allem in Süddeutschland Deutsches Fleckvieh und Braunvieh.

 

Die Rassen Angler, Rotvieh und Jersey stehen noch verstreut in deutschen Milchviehhaltungen.

 

Aus früheren Zeiten, als regionale Rassen oder Schläge mehr Bedeutung hatten, sind noch ganz vereinzelt Vorder- und Hinterwälder (Schwarzwald) sowie Murnau-Werdenfelser (Oberbayern) zur Milcherzeugung und Gelbvieh (Franken, Thüringen) sowohl zur Milch- als auch Fleischproduktion geblieben. Pinzgauer (Bayern) und Deutsch-Angus sind auch nur vereinzelt gehaltene Rassen und dienen der Mast.
Ansonsten dominieren die intensive Fleischproduktion in Deutschland die Rassen Charolais, Deutsches Fleckvieh, Hereford und Limousin. Die vor einigen Jahrzehnten nach Deutschland gekommenen britischen Rinderrassen Galloway, Belted Galloway, Dexter und Schottisches Hochlandrind werden meist auf extensiver Ganzjahresweide zur Mast gehalten.

 

Milch- und Mastrinder werden in Lauf- oder Anbindeställlen gehalten. Im Sommer wird teilweise noch Weidegang ermöglicht, bei Milchkühen als sogenannte Siestaweide zum Auslauf und Ruhen oder als Umtriebs-/ Portionsweide auch zur Futteraufnahme.
Zunehmend bedeutend wird die Haltung von Extensivrinderrassen zur Offenhaltung der Landschaft (keine Verwaldung und Verbuschung) in Schutzgebieten (z.B. Brandenburg, Bayern).
Dazu werden auch Heckrinder (Auerochsen-Rückzüchtungen), Bison, Wisent und Zebu (Buckelrind) eingesetzt.

Rinder reagieren auf gesundheitliche Beeinträchtigungen rasch und gut erkennbar.
In der Intensivhaltung ist meistens Freßunlust, Milchrückgang und zurückhaltendes Verhalten zu beobachten. Bei zügig eingeleiteter Untersuchung ist die Prognose meistens günstig.
Ein langes Hinauszögern einer Untersuchung und Behandlung führt insbesondere bei der Milchkuh zu längerer Krankheitsdauer.

 

In der Milchproduktion erkranken die Kühe hauptsächlich am Euter, an den Klauen und an Fruchtbarkeitsstörungen.

 

Die Kälber sind meist von Atemwegs- und Durchfallerkrankungen betroffen.

Ein Teil dieser meist bestandsweise gehäuft auftretenden Erkrankungen kann mit Hilfe von vorbeugenden Maßnahmen verhindert werden.
Bei Weiderindern ist an erster Stelle an Parasitenbefall zu denken. Deshalb werden alle betroffenen Tiere regelmäßig im Frühjahr und Herbst entwurmt.
Struppiges Haarkleid und beginnende Abmagerung zeigen einen bereits manifesten Wurmbefall an. Treten Knochen bereits deutlich unter der Haut hervor, ist rasches und umsichtiges (Schockgefahr bei Einsetzen der antiparasitären Wirkung) Handeln gefragt.

Kleine Wiederkäuer (Schafe, Ziegen)

Je nach Rasse und Größe 20 Jahre

Geschlechtsreife7 – 12 Monate
Zuchtreife12 – 14 Monate
Dauer des SexualzyklusSaisonal im Herbst/Frühjahr wiederkehrende Brunsten
Dauer / Wiederkehr der BrunstSchaf: 12–18 Std. /16-21 Tage
Ziege: 1–2 Tage/21 Tage
Anzahl der Nachkommen1 –3

Normale Körpertemperatur38,5° – 41,0° C
Herzfrequenz70 – 100 /min
Atemfrequenz in der Ruhe15 – 40 /min

In Deutschland sind über 36 Schafrassen vertreten, die in der Hauptsache zur Fleisch- und Wolleproduktion gehalten werden.
Merino, Schwarzkopf, Weißkopf und Texel haben 80 % Anteil am Gesamtschafbestand.

 

Eine weitere nicht zu unterschätzende Rolle spielt die Landschaftspflege mit sehr widerstandsfähigen und genügsamen Rassen (z.B. Heidschnucke und Skudde).

 

Schafmilchproduktion ist wirtschaftlich betrachtet bedeutungslos (Ostfriesisches Milchschaf). Eine gewisse Rolle in der Erhaltungszucht spielen Landschläge (z.B. Coburger Fuchs, Bentheimer Landschaf).

Obwohl weltweit 200 Ziegenrassen bekannt sind, kommen in Deutschland nur 2 hauptsächlich vor: Bunte Deutsche Edelziege und Weiße Deutsche Edelziege. Thüringerwald-Ziege und Burenziege werden vereinzelt gehalten.
Dagegen ist die Nutzung der Ziege gegenüber dem Schaf vielfältiger. Neben den klassischen Nutzungen Milch- und Fleischproduktion hat die Ziege als Haus- und Gesellschaftstier eine wichtige Rolle.
Die Mohair-Wolle der Angora-Ziege wird nur an wenigen Standorten in Deutschland gewonnen. Die Haltungsformen der Schafe und Ziegen sind vielfältig.

 

Neben der traditionellen Wanderschäferei gibt es Koppelhaltung und stationäre Hütehaltung. Stallhaltung in Gruppen ist meistens auf die kalte Jahreszeit beschränkt.
Ziegen in Hütehaltung sind selten, üblicher ist die freie Haltung auf Koppeln und Höfen.

Das Erkennen einer Erkrankung bei Schafen und Ziegen ist nicht immer leicht.
Man kann auch sagen, dass sie still leiden. Erst bei schweren oder fortgeschrittenen Verläufen sind deutlichere Symptome (Zähneknirschen, Apathie) zu erkennen. Daher ist schon bei den geringsten Anzeichen einer Gesundheitsstörung eine klinische Untersuchung angezeigt.

 

Kleine Wiederkäuer können an zahlreichen Erkrankungen leiden, hier wird eine kleine Auswahl wichtiger und häufiger Krankheiten kurz dargestellt.

 

In der Hobbyhaltung sind Vergiftungen durch Ziersträucher (Rhododendron, Azalee, Lavendelheide) nicht selten. Hier ist rasches Handeln erforderlich, wenn die Aufnahme solcher Pflanzen beobachtet oder verdächtigt wird. Selbst wenn (noch) keine Krankheitsanzeichen vorliegen, sollte eine Untersuchung durchgeführt werden.

 

Chronisch verlaufende Infektionskrankheiten wie Scrapie (Erkrankung des Zentralen Nervensystems), Lungenadenomatose oder Maedi (Lungenkrankheit) können alle Tiere betreffen.

 

Wenn Schafe und Ziegen hauptsächlich als Weidetiere gehalten werden, ist vor allem an Parasitenbefall zu denken. Ungeformter Kot (Typisch für kleine Wiederkäuer sind Ködel!), davon verschmutzter Schwanz, mitunter massiver Blutverlust (Blutsaugende Magenwürmer sind weit verbreitet.) und Abmagerung sind deutliche Kennzeichen. Aber Achtung, eine Abmagerung wird meistens durch das wollige Haarkleid verdeckt, daher müssen die Tiere betastet werden. Regelmäßiges Entwurmen beugt den Folgen eines Parasitenbefalls vor.

 

Regelmäßiges Kürzen des Klauenhorns ist bei Wiederkäuern aufgrund fehlenden oder fehlerhaften Abriebs notwendig, um z.B. bei Schafen der Moderhinke – eine ansteckende Infektionskrankheit der Klauen – vorzubeugen.

 

Männliche kleine Wiederkäuer neigen nicht selten zu Harnabsatzstörungen. Aufgrund von Harnsteinbildung kommt es an drei Engstellen der Harnröhre zu Blockaden. Die Tiere zeigen zunächst nur kurz (1–2 Tage) Symptome wie leichte Kolik, Inappetenz und gestörtes Allgemeinbefinden. Meist treten erst einige Tage oder 1– 2 Wochen später schwerwiegende Krankheitsanzeichen auf. Obwohl sich der Behandlungserfolg mit Hilfe einer klinischen und Blutuntersuchung abschätzen lässt, ist die Prognose meistens aufgrund des Harnrückstaus und der damit verbundenen Veränderungen an Harnblase und Nieren sowie der Vergiftung des Körpers mit harnpflichtigen Substanzen ungünstig.

 

Da die Fütterung einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Entstehung der Harnsteine hat, ist hier der wichtigste Ansatz zur Vorbeuge: frisches Wasser und Raufutter zur freien Aufnahme, bedarfsgerechte Kraftfutterrationen und rassespezifische Minerallecksteine.

Sollte Ihr Haustier nicht im Lexikon genannt sein oder haben Sie weitere Fragen, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, wir helfen Ihnen gerne weiter.